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Amfetamin international: ADHS-Leitlinienempfehlungen im Ländervergleich

In nationalen Leitlinien ist bei Kindern & Jugendlichen Methylphenidat der Goldstandard in der Erstlinientherapie.1 Sprechen Patienten trotz adäquater Aufdosierung nicht ausreichend darauf an, ist ein Therapiewechsel, z. B. auf Amfetamin, indiziert.2 Ist das auch international der Standard? Was empfehlen die Leitlinien anderer Länder?

„America first“: USA grenzt sich von europäischen Empfehlungen ab

Die für Amfetamin in Deutschland geltenden Zulassungsbedingungen sind vergleichbar mit den Empfehlungen z. B. des britischen National Institute for Clinical Excellence (NICE). Auch hier wird Amfetamin als Zweitlinienmedikament zur ADHS-Therapie bei nicht ausreichender Wirkung oder nicht tolerablen Nebenwirkungen von Methyphenidat empfohlen.3

In den USA dagegen werden von der American Academy of Pediatrics (AAP-Guideline) Amfetaminpräparate zur ADHS-Therapie bei Kindern und Jugendlichen neben Methylphenidat und Atomoxetin als Medikamente der ersten Wahl empfohlen und breit eingesetzt.4,5 Abbildung 1 gibt einen Überblick zu den aktuell in Deutschlang, Großbritannien und USA geltenden Leitlinienempfehlungen.

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Abb. 1: Erst- und Zweitlinientherapien für ADHS bei Kindern und Jugendlichen in nationalen und internationalen Leitlinien.2,3,5

Geringe Non-Responderrate: Gute Aussichten bei sequenzieller Therapie

Ein Nichtansprechen von Kindern und Jugendlichen mit ADHS auf Amfetamin und Methylphenidat ist nach klinischen Studienresultaten selten.6 Für den Goldstandard Methylphenidat liegt die Ansprechrate bei weit über 80 %.7 Die Wahrscheinlichkeit, dass Patienten nach sequenzieller Anwendung von Methylphenidat und Amfetamin auf mindestens eines der beiden Stimulanzien ansprechen, wurde mit 85-92 % angegeben.8

Zur Anwendung von Amfetaminen bei ADHS existiert in Deutschland eine Stellungnahme der Bundesärztekammer aus dem Jahr 2005.9 Darin wird anerkannt, dass aus Studien hinreichend Belege für die signifikante Wirkung von Amfetaminen vorliegen.9 Die Anwendung von (D-, L-Amfetamin) wird dort vor der Gabe von Atomoxetin empfohlen, wenn sich eine Behandlung mit Methylphenidat als nicht hinreichend wirksam erwiesen hat. Diese empfohlene Anwendung im Rahmen einer Zweitlinientherapie ist in den Zulassungsbestimmungen für Dexamfetamin (Attentin®) in Deutschland enthalten.

Quellen:

1. Kemmerich, R. ADHS von A bis Z: Kompaktes Praxiswissen für Betroffene und Therapeuten. 1. Auflage, Kohlhammer GmbH, Stuttgart, 2017: 53 und 239

2. Grosse KP & Skrodzki K. ADHS bei Kindern und Jugendlichen. Leitlinie der Arbeitsgemeinschaft ADHS der Kinder-und Jugendärzte e.V. Aktualisierte Fassung Januar 2007 Mit Update des Kapitels „Medikamentöse Therapie“ März 2014

3. NICE (National Institute for Health and Clinical Excellence)-Clinical Guideline. Attention deficit hyperactivity disorder – Diagnosis and management of ADHD in children, young people and adults, 09/2008; last modified: 03/2013.

4. Huss M et al. Dexamphetamin in der ADHS-Therapie. Thieme Verlag; Stuttgart 2015

5. American Academy of Pediatrics. ADHD: Clinical Practice Guideline for the Diagnosis, Evaluation, and Treatment of Attention Deficit/Hyperactivity Disorder in Children and Adolescents. Pediatrics 2011;128(5)

6. Elia J, Borcherding BG, Rapoport JL et al. Methylphenidate and dextroamphetamine treatment of hyperactivity: are there true nonresponders? Psychiatry Res 1991; 36: 141–155

7. Fernández-Jaén, A et al. Clinical and Cognitive Response to Extended-Release Methylphenidate (Medikinet®) in Attention Deficit/Hyperactivity Disorder: Efficacy Evaluation; Adv Ther (2009) 26(12)

8. Arnold LE. Methylphenidate vs. amphetamine: Comparative Review. J Atten Disord 2000; 3(4): 200–211

9. Bundesärztekammer. Stellungnahme zur Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) 2005: 27. bundesaerztekammer.de/downloads/ADHSLang.pdf; zuletzt aufgerufen am 02.02.2018

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