Synonymik der Griechischen Sprache - Band 2/4 - Sermon …



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SYNONYMI

DER

GRIECHISCHEN SPRACHE.

VON

Dr. J. H. HEINRICH SCHMIDT.

ZWEITER HAND.

LEIPZIG,

DRUCK UXD VERLAG VON B. G, TEUßXER.

L878.

HERRN

PROFESSOR DR G. F. RETTIG

ALS ZEICHEN

DER

VEREHRUNG UND FREUNDSCHAFT

GLV1DMKT.

Vorwort.

Nach Ablauf von nicht ganz anderthalb Jaren nach Erscheinen des er.-ten Bandes übergebe ich hiermit dem gelehrten Publikum den zweiten Band meiner griechischen Synonymik. Derselbe enthält mehr synonymische Familien als der erste, und es sind darin auch mehr Wörter in hinreichender Ausfürlichkeit besprochen. als in jenem. Ich hoffe den Wünschen der Herrn Fachgenossen, die für mein schwieriges Unternehmen in so mannigfaltiger Weise ihre Teilname an den Tag gelegt haben, durch die rasche Weiterförderung des Werkes entgegengekommen zu sein, Denn dass auch in dem gegenwärtigen Bande, der im wesentlichen die Eigentümlichkeiten des ersten zeigen wird. keine flüchtige Arbeit vorliegt, davon wird man sich bald überzeugen. Die Hauptarbeit, worauf ich schon früher deutete, liegt manche Jare zurück; und es handelte sich hier -— und wird sich ebenso beim dritten Bande verhalten — im wesentlichen uur um eine sorgfältige Durchsicht der reichlich vorhandenen Vorarbeiten, um gewissenhafte Prüfung der zweifelhaften Teile und um Ergänzung des Materials besonders durch die Hülfe des griechischen Thesaurus und der Snezial-Wörterbücher. ^"o ich alte Ansichten als fehlerhaft erkannte, erfüllte es mich mit besonderer Freude, und gerade aus der Kritik die ich meinen eigenen Aufzeichnungen gegenüber ausüben konnte, schöpfte ich den freudigen Mut, der für Vollendung derartiger Arbeiten nötig ist. Hieraus mag man sich auch den etwas lebhafteren Ton erklären, der hin und -wider herrscht; er verrät nicht selten die Freude die ich empfand, wenn ich ineine Ansichten berichtigt zu haben überzeugt war. Freilich, dass alles jetzt völlig erschlossen und endgültig festgestellt sei, davon bin ich eben so wenig überzeugt, wie irgend ein anderer; und es stände auch schlimm um den wissenschaftlichen Fortschritt, wenn ein einzelner in so weiter Ausdehnung von vornherein die volle

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Vorwort.

Warheit erschließen künnte. Ich hoffe deshalb, dass andere Forscher dieselbe Freude e]nptinden mögen, indem sie meine ein/einen Irrtümer anfhellen und zuverlässigeres dafür bieten, welche ich selbst in der Lberwindnng meiner eigenen älteren Anschauungen s oft empfunden habe,

Und doch möchte ich nocli einen Grund für das rasche Erscheinen des Bandes nicht unerwänt lassen, da dasselbe geeignet ist, Vorurteile gegen das Buch zu erzeugen, Muss es nicht auffallen, wenn ein onehin durch seine Amtsgeschäfte sehr stark in Anspruch genommener Schulmann >o rasch hinter einander umfassende Werke, welche die eingehendsten Studien erfordern, ver öffentlich! V Genügt das Vorhandensein reicher Vorarbeiten zur Erklärung dieser Tatsachen'" So will ich denn frei bekennen, dass ich in diesem Funkte mit einem anderen als dem gewönlichen Maße gemessen zu werden beanspruche. Eine Ins jetzt außerordentliche- Gesundheit, Lebensfrische und Zähigkeit der Arbeitskraft erklärt hier alles. Von Morgens acht Fr bis Xachts um zwölf mich one Erholung von einer Arbeit in die andere zu stürzen. unter Fmständen monatelang so fortzufaren und den täglichen Spazirgang auf eine halbe Stunde zu beschränken, essen und trinken aber fa-t nur als Störung zu betrachten: dies ist mir bis jetzt nicht schwer geworden. Darf ich dann einige Wochen die Sacken ruhen lassen, um Feld und "Wald zu durchstreifen und an natur-geschiehtlichen Beobachtungen mich zu erfrischen, nebenbei auch Naturalien zu sammeln', so ist meine Kraft vollkommen regenerirt, Und so habe ich immer ■ - durch eine sehr mäßige Lebensweise unterstützt— auch ungewöuliidie Anstrengungen der verschiedensten Art mit Leichtigkeit ertragen keimen. Tch schöpfe hieran-, das \ ertrauen, dass ich auch die anderen längst vorbereiteten Arbeiten, und zunächst die synonymischen in verhältnismäßig kurzer Zeit werde zum Ziele füren können.

I her den ersten Band sind mir drei Kritiken, zumeist durch die Güte des Herrn Verlegers, zu Händen gekommen. Ich habe sehr große Freude empfunden über diese Beurteilungen mir persönlich unbekannter Gelehrter, von denen nur der eine auch meinen früheren Arbeiten herzliche Teilname gewidmet und durch manchen freundliehen Brief den so oft wegen der ununterbrochenen Fngunst der äußeren Verhältnisse in Mismut versunkenen wider aufgerichtet hat, wärend die anderen beiden Herren mir persönlich gänzlich fern standen. Ich muss nämlich alle drei Urteile, so sehr sie auch im einzelnen von einander aliweichen, als w»\wollende

Vorwort. ^

und gerechte bezeichnen. Herr Professor Leln> in den Wissenschaftlichen Monatsheften spricht seine Anerkennung darüber aus, class ich der vergleichenden Etymologie kein zu weites Feld eingeräumt und dafür desto mehr die in der griechischen Literatur o-e "ebenen Tatsachen berücksichtigt habe. Es wird den Lesern jener Anzeige nicht entgangen sein, dass der berümte Gelehrte dadurch vor einem Misbrauch warnen wollte, den sich viele nur äußerlich den Kegeln einer hochachtbaren Wissenschaft folgende Gelehrten, die zu einem tieferen Verständnis derselben nicht vorgedrungen sind, heutigen Tages zu Schulden kommen lassen, Andererseits haben die Herren Prof. Gustav Meyer in der Jenaer Lilcraturzeiluiig und Prof. Bürger in den Blättern für bairische Gymnasiallehrer gerügt, dass ich nicht in vollem Maße die Leistungen der beutigen Etymologie verwertet habe. Diesen Vorwurf als berechtigt anzuerkennen, trage ich kein Bedenken. F)ass ich kein übles Vorurteil gegen jene Wissenschaft hege und nach bestem Vermögen ihre Kcsultate zu verwerten versucht habe, ist ja auch von jenen Herren anerkannt; ebenso, dass schwerlich ein einzelner Mensch beide Gebiete, die klassische Sprache und die allgemeine Sprachwissenschaft in gleichem Grade beherrschen kann. Meine Studien liegen nun fast ausschließlich auf jenem Gebiete. Aber ich habe durch das treffliche Handbuch von G. Cur-tius mich wenigstens auch auf dem anderen zu orientiren versucht. und es erfüllt mich mit warer Freude, dass man mir keine unsinnigen oder ganz unwissenschaftlichen Etymologien vorgeworfen hat, wie sie zum Schrecken der Fachmänner massenweise in neueren Leistungen auftreten. Und class ich einer so folgenreichen positiven Wissenschaft kein übles Vorurteil entgegenbringen würde, das durfte man wol aus meinen „Kunstformen" mit Kecht vermuten. in welchen ich einzig gegen das willkürliche Ermessen und die gänzliche Außerachtlassung der wichtigsten positiven Tatsachen anzukämpfen hatte. ("berhaupt habe ich immer nur gegen die auflösenden und negativen Bestrebungen in unserer Wissenschaft Lfekämpft und mit warer Herzensfreude jede objektive, aus den Tatsachen entstandene Forschung begrüßt. Wenn ich aber an G. Curtius mich hauptsächlich aiuchloss, so werden Fachmänner die Gründe hierfür leicht würdigen können. Von einem Widerspruch gegen andere bewürfe Forscher auf demselben Gebiete kann dabei keine Bede sein; aber es handelte sich darum und handelt sich auch noch jetzt darum, ob ich durch Vertiefung in jene jetzt bereits äußerst umfangreiche Literatur das vernach-

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Vorwort.

Vorwort.

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lässigen wollte, was für meinen Zweck das nächste und dringendste ist; oder ob ich aus einem anerkannt vorzüglichen Handbuche (mit dem ich übrigens manche andere Leistung verglichen) das wesentlichste jener Forschungen mir aneigneu und die Zeit für mein Werk gewinnen wollte, Xeuerdings habe ich besonders reiche Belehrung geschöpft aus dem vortrefflichen griechisch-lateinischen etymologischen Wörterbuch von A. Vanicek, welches durch die Güte des Herrn Verlegers mir noch zeitig genug zuging, um es für einige Artikel mit Nutzen gebrauchen zu können. Und somit werde ich nur mit Dank Berichtigungen entgegennehmen, die auf Grund etymologischer Forschungen über einzelne in der Synonymik ausgesprochene Ansichten mir zugehn sollten, gleichviel, ob in öffentlichen Rezensionen, oder in brieflichen Mitteilungen: und sollte in späteren Jaren eine zweite Auflage der Synonymik nötig werden, so werde ich hiervon ausgibigen Gebrauch machen. — Andererseits ist ja auch den Linguisten nicht unbekannt, ein wie wichtiges Moment gerade die synonymische Erforschung einer so alten Sprache wie die griechische für die allgemeine Etymologie ist, Deshalb wird man wol nicht übel auffassen, wenn ich, wozu gerade der vorliegende Band häufig Gelegenheit bot, allgemein verbreiteten etymologischen Ansichten auf Grund speziell griechischer Forschungen entgegengetreten bin. Teh denke dadurch gerade im Sinne jener Meister zu bandeln, welche so oft vor zu weit gehenden Kombinazioncn warnen und auf die genauere Erforschung der Einzelsprachen verweisen. Und so trifft es sich, dass ich auch häufig G. Curtius widerspreche, und dieses mit aller der wissenschaftlichen Überzeugung zustehenden Offenheit, immer aber .in dem Tone der Achtung tue. Viel, viel häufiger mache ich freilich mit den Etymologen gemeinsam gegen die Oberflächlichkeit unserer Wörterbücher Front, und pflege auch da nur bessere Leistungen, z. B. häufig das Passowsche Wörterbuch in seiner neuesten Auflage zu berücksichtigen. Diese Art der Polemik ist ja, einmal unerlasslich für ein Werk, das ganz neue Forschungen und Gesichtspunkte bringt. Man wird jedoch finden, dass ich in den meisten Fällen nur leise auf die Quellen bisheriger Ansichten gedeutet habe, oft nur ganz allgemein die letzteren widerlegt habe, one ihre Vertreter zu nennen.

Auch meine Darstellungsweise hat durchgängig Beifall gefunden. Wenn die Herrn Prof. Lelirs und Prof. G. Meyer daneben zuweilen eine hinreichend scharfe Fassung in den Darstellungen vermissen, so habe ich mich jetzt bemüht, die entgegenstehenden

oft großen Hindernisse tunlichst zu überwinden. Wer sich auf synonymischen Gebiete versucht hat, der wird wissen, wie ungeheure Schwierigkeiten in dieser Bezihung entgegentreten, und es ist noch ein Glück, dass uns eine wöl ausgebildete Muttersprache unterstützt. Da es sich aber oft darum handelt, Unterschiede auszudrücken, die nur im Gefüle und einer feinen plastischen Anschauung vorhanden sind, so ist bald die Gefar da, dass man die (dem Wesen nach logischen) Regeln zu scharf fasst, so dass sie in vielen Fällen unwar werden; bald wider kommt man zu Darstellungen, welche so allgemein sind, dass sie das eigentliche Wesen der Sache gar nicht treffen. -Doch denke ich in diesem Bande durchschnittlich etwas besser den Ausdruck getroffen zu haben. Spitzfindige Unterscheidungen glaube ich selten gemacht zu haben: man muss nur immer die Muttersprache vergleichen, welche uns so viele Beispiele der zartesten tatsächlich immer beobachteten Unterscheidungen darbietet. Und au wie zalreichen Stellen habe ich unbegründete spitzfindige Unterscheidungen zurückgewiesen!

^Endlich hat besonders Herr Prof. Burger auf eine nicht immer entsprechende Verwendung norddeutscher Provinzialismen hingewiesen, wobei es demselben aber nicht entgangen ist, wie sehr gerade die Synonymik hierzu Gelegenheit bietet. Ich habe auch diesen Ratschlag beherzigt, und wo durch mundartliche Wörter und Phrasen griechische Wörter zu erläutern waren, das mundartliche immer als solches kenntlich gemacht. Ich bedaure herzlieh, dass es mir nicht vergönnt gewesen ist, süddeutsches Leben und süddeutsche Mundarten näher kennen zu lernen, so dass ich mich auf eine allerdings sehr weit verbreitete Mundart beschränken inusste. In solchen Dingen aber halte ich die größte Vorsicht für geboten. Ich hätte einiges aus Hebels Gedichten zitiren können, das vielleicht dieses und jenes aufgehellt hätte. Aber ich war mir bewusst, dass ich hier nicht dasselbe innere Verständnis hatte, wie der geborne Süddeutsche; und so verzichtete ich lieber auf dieses Darstellungsmittel.

So will ich denn mit voller Aufrichtigkeit gestehn, dass milder im einzelnen vernommene Tadel fast eben so große Freude gemacht hat, als das reichlich und wolwollend gespendete Lob. Ich habe mich durch jenen eben so sehr anspornen lassen, als durch dieses; und ich wünsche nur, dass man einige gute Früchte hiervon erkennen möge. Wie manches schöne Ideal ist mir --und so manchem anderen eben so selbständigen Forscher —

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Vorwort.

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bisher vergällt worden durch das, was in der deutschen Gelehr ten-welt -vorgeht! Und nun sollte ich erfaren, dass die Männer, welche in aufrichtigem Hingen nach der Warheit auch dem ihnen fern stehenden Forscher Gerechtigkeit widerfaren zu lassen bereit sind, doch nicht so dünn gesät sind. Ich wäre schon hoch erfreut gewesen, wenn man nur getadelt hätte, um so durch die Kritik den Fortschritt der Wissenschaft zu fördern. Auch das ist schon eine würdige Aufgabe des Kritikers. Ich habe mir solche Urteile bei früheren Arbeiten so sehnlich gewünscht, und bin so oft in Verzweiflung gewesen, wo man lediglich tadelte, one irgend positive Gründe vorbringen zu können oder au wollen. Doch ich breche von diesem Thema, das mich so nahe betrifft, ab, der Nachwelt das Urteil überlassend. Nur sei bemerkt, dass dieselbe positive, auf der allseitigen Berücksichtigung der Tatsachen beruhende Methode, die mich'bei allen Arbeiten geleitet, nun nicht nur allgemein anerkannt scheint; sondern dass man sogar noch eine größere Vielseitigkeit fordert und niemand die Forderung aufgestellt hat, dass ich zu gründlich gewesen sei. Ein solches Verfaren gegen den die ungeheuersten Mühen nicht scheuenden Forscher ist des deutschen Charakters würdig und kann auch dem deutschen Gelehrtenstande nur zur Ehre gereichen.

Über den Inhalt des vorliegenden Bandes gebe ich, dem Wunsche eines Rezensenten nachkommend, eine etwas genauere Übersicht, als im Vorwort des ersten Bandes geschehen ist. Naturwissenschaftliche Gegenstände spielen hier eine Hauptrolle: doch musste ich für diesen Band noch auf eine Darstellung der Farbenausdrücke verzichten. Ich habe mich lange Jarc gesehnt, die Werke des Aristoteles, den ich so hoch verehre, vollständig zu besitzen: da aber die Teubnersche Ausgabe erst zu einem geringen Teile erschienen ist. so musste ich diesem Genüsse ent-sagen. Erst neuerdings entschoss ich mich endlich mit der kleinen bekannten Stereotyp-Ausgabe bis auf bessere Zeiten vorlieb zu nehmen. So konnte ich jene Kapitel denn namentlich wegen der mir mangelnden Aristotelischen Abhandlung über die Farben noch nicht endgültig redigiren und habe sie für den letzten Band zurücklegen müssen. — Eine Art logische Reihenfolge in den behandelten Gegenständen wird mau nicht vermissen, doch ist eine strenge Anordnung in dieser Bezihung unmöglich. Die 4(5 Kapitel ordnen sich in 11 Abteilungen. Den Inhalt der letzteren gebe ich, so gut e;s geht, (denn manchmal wird die Anordnung durch eine eigentümliche Begriti'seutwicklung der Wörter gekreuzt) durch

deutsche Wörter oder Defmizioneu an; den Inhalt der ersteren (dei Kapitel), indem ich die wichtigsten griechischen Wörter aufzäle und davon dasjenige welches als das hervorragendste auf den Kandüberschriften der Seiten für die ganze Familie steht, durch den Druck auszeichne.

I. Ort.

41. yäoog. töttoc. sy^oj^o?.

42. -K'clag. TTXrjciov. gjbSov, uyyi. iyyvg.

43. faTUJv\ 7iXi]aioyr(ßQog. GvyyoQzog. avvooog.

II. Zeit.

44. XPOvoc' ctlcov. aga. coQog. cdöXog.

49. ßpaöüc. vco&r'jg. a^Bgyüg, cfürung Bezug nimmt): vielmehr fassen wir bei diesem Ausdrucke innere und äußere Verhältnisse wie die der Macht, der Wirksamkeit und Geltung ins Auge. Und denken wir nun an die Ableitung von dem Verbum stellen, so werden wir dem Begriffe des Wortes näher kommen können. „Stellen" heißt nicht einfach „einen bestimmten Ort gehen", sondern hat in erster Linie auf die Lage, die „Stellung" Bezug. Das hingestellte ist aufrecht und ragt über das hingelegte empor; ist es ein lebendes Wesen, etwa auch ein Baum in einem Blumentöpfe, so erinnert es uns au seine Regsamkeit, seine Fähigkeiten und Verrichtungen, wärend das daliegende als etwas totes und machtloses erscheint. So begreift man denn auch die Anwendung des Wortes selbst noch in seinen Abschwächungen. Wir bewerben uns um vakante „Stellen", d. i. Ämter; es ist kein „Platz" mehr im Theater, d. h. kein Raum für eine einzelne Person oder überhaupt kein unausgefüllter. Das ist immer die Bezihung auf das umgehende Ganze oder auf die einzelnen Abteilungen. Aber eine Bezihung auf Ruhe und Verweilen ist bei dem Worte nnernndbar; gerade im umgekehrten Sinne sprechen wir von ,,Platz machen". — Doch ich will lieber sogleich eine mehr entsprechende Begriffsbestimmung zu geben versuchen.

Platz gibt die rein räumlichen Bezihungen an für eiuen bestimmten Körper an sich oder in seinein Verhältnis zu andern Körpern.

Sifllr hat Xebenbezihung auf das Wesen des Dinges welches einen Raum füllt, auf seine Wirksamkeit, seinen Wert, seine Geltung. So haben z. B. die Stellen in einem Buche einen bestimmten Inhalt; das Buch selbst steht an einem gewissen Platze in der Borte. Ein Kranker hat schmerzhafte Stellen; vielleicht aber ist ein Teil seines Körpers so mit Wunden bedeckt, dass dort keine neuen Wunden Blatz haben. Wenn die Sonne ihre Stelle am Himmel verändert, wirken ihre Stralen für uns verschieden; zeichne ich auf diesem Blatt Papier die Erde auch nur mit ein Zentimeter Durchmesser, so hat eine Zeichnung der Sonnen-Scheibe nach demselben mathematischen Verhältnisse keinen Platz mehr auf demselben, da ihr Durchmesser mehr als hundertmal

41. ronog. 3

so groß ist. An einer bestimmten Stelle ist irgend etwas geschehen z. B. etwas niedergefallen, in den Grenzen eines bestimmten Platzes, die von den umgebenden Gegenständen gebildet

werden.

Ort ist ein abgeschlossener Raum in Bezihung auf die dort befindlichen Dinge; oft versteht man gerade diese vorzugsweise. Daher werden Städte und Dörfer so genannt, also nicht die Räume an sich oder in ihrer bloßen Abgrenzung gegen andere Räume, Sondern die sie erfüllenden Häuser, die davon eingeschlossenen Plätze, die zugehörigen Acker. ,,Iu diesem Orte nehmen die Kaufleute die ersten Stellen ein; für Gelehrte ist dort kein Platz.l;

Statte, mehr ein poetisches Wort, hat ziemlich die von Eberhard angegebene Bedeutung.

Noch mag bemerkt werden, dass „Stelle'- am öftesten eine stark abgeschwächte Bedeutung hat und also besonders auch da steht, wo das mehr konkrete „Ort" sowie „Platz" nicht verwendbar ist. „An manchen Stellen in Deutschland . . .'', wo „Orter" an Städte denken ließe. Mehr der Kunstsprache —- die ja vorzugsweise Fremdwörter wält, hei denen Nebenbezihungen uns weniger bewusst sind — eigentümlich ist „Platz" in der Bedeutung eines befestigten Ortes.

Dies alles berücksichtigt, kann die Anwendung der griech. Wörter in der attischen Periode etwa in folgender Parallele angedeutet werden.

Töttoc entspricht unserm „Stelle", muss aber auch als ein Wort von sehr allgemeiner Anwendung unser rein mathematisches „Hatim" mit decken.

XUJpü entspricht unserm »Plat;^, erweitert sich aber' zu der Bedeutung eines ganzen Landes seiner vollen Ausdehnung und politischen Bezihung nach.

XOipiov ist unser .,OW'', bezeichnet aber allgemeiner jedes bestimmte Grundstück. ■/.. B. in einer Stadt oder einem Lande, ebenso eine in ihrer Eigentümlichkeit hervorspringende Gegend; daher erscheint ein %w qlo v oft als Teil einer yjaQa, aber auch eines anderen yaoiov.

Xujpoc ist aus der älteren Sprache als Name für bestimmte Gegenden in die klassische Sprache übergegangen; in jener sind seine Bezihungen aber viel mannigfaltiger.

Wie die Bedeutungen der griechischen und der betreffenden deutschen Wörter in manchen Fällen sich kreuzen, da keine der

1*

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41. tönog.

41. xÖTtog.

o

beiden Sprachen sich an streng logische Unterscheidungen bindet, weiden wir im folgenden sehen.

2. Tiber die mutmaßliche Grundbedeutung der Wurzel X6P ist F. 27, 11 gesprochen worden. Hiervon finden sieh bei Homer bereits die Sprossen ycoqog und %(£(>)}. Döderlein, honi. Etym. N"i*. 808 meint nun, dass ersteres mehr der „Kaum", in absoluter Bezihung, letzteres der ,,Platz" in Bezihung auf die Person welche ihn einnimmt sei. Da finden wir aber gerade das umgekehrte. z, B. 1] II. 3, 344. y.cd q iyyvg 6xi\xi]v öiafiExqijxa ivl %(öo( \ yßqov ciftÖQig eav;

Dagegen setzen wir nach der obigen Auseinandersetzung, und besonders ein so deutliches Analogon wie §6og — qoi) ins Auge fassend, voraus, dass %v>qa mehr konkret den einzelnen Ort oder Fleck bezeichnete, wie er gegen andere sich abhob, als Teil einem Ganzen, auch wol als Ganzes den Teilen entgegengesetzt und so teils das außerhalb befindliche determinirend, teils von diesem selbst determinirt. Es ist das die Relativität des Begriffes, die wir am deutlichsten in unserm ..Platz" linden, welches aber dadurch abweicht dass es wenigstens auf Ländermasseu angewandt nicht das größere Ganze bezeichnen kann. So ist denn schon bei Homer ^rooj; der Platz wo jemand steht, wohin man sich setzt, wohin man etwas legt, in welchem man irgend eine körperliche Bewegung ausfürt. 11] IL 23, 349, äg elthöv NeGxioq N)jXt^cog cttp ivl ycöqij | e'^ex , ixel J-a. Ttaidl J-Ey.aoxov TtsigocT* sfsiTtsv. 12] Od. 23, 186. xlg öi (xoi uXXoge &rjy.s Xiyog; yaXtTtov §i '/.ev sh] ] y.cd j.iaX ETtiGzaj.iivci. oxe /.uj -tiEog cevxog i-xEX-Q-cüv | qyiSiiog E&iXav &elij aXXrj ivl X"?I/- ^] IL 6, 516. alipa ($' £%£lttt | "EXTOQU Ötov EXEXJA.EV aÖilcpEOV. £VT ü(J I'ueXXev | GXQEtySGd'

iv. yßgijg, o&i fij oäot^E yvvcar.L Am meisten springt der Unterschied in die Augen, wenn man Stellen vergleicht, in denen %üqag Kniich verwandt scheint, z. B. wenn erzält wird, dass man ankommt auf. . ., oder gelangt nach . . . Denn gerade da zeigt sich, dass eine bestimmte, für sich schon bestehende Gegend, ein solcher Ort, gemeint sei. 14] Od, 11, 22. avxol Qtx bezeichnet wird, mit einem Epithet das die gesammte Abgrenzung andeutet, stellt in geradem Widerspruch. 16] Find. Ol. 8, 24 (von Aigina) TS.%pbq Öi zig a%uväxcav Kai xüvö' ('(Xiegxia ycägcfv I izavtodaitolGtv vniGzvGz ^ivotg j movcc öuiLiovlav. Die politische Bezihung ist auch hier deutlieh und anderswo hei demselben Dichter durch Epithete wie itäy-Aoivog Ol. 6, 63. Pyth. 1, 40. 3. Eine gewisse Zweispaltung des Begriffes von x^pet welche

wir bei Homer wamamen begegnet uns auch in der späteren

Literatur. %®gct ist also

l) der bestimmte Platz den eine Person oder ein Gegenstand neben anderen einnimmt, der ihm also zukommt, für ihn geeignet, ihm bestimmt ist u. dgl. Vgl. 11 —13.] Daher ganz bestimmt mit XExayidv}], yijfraön; ferner die Redensart xct« %tagav &EG&ai an seinen Platz legen u. dgl. m. 17] Plat. leg. 915 D. oe« de öia xtvog covijg r\ '/.cd TtgaGEtäg alläzxzicfi zig sugog «Uro, öiöövra iv yjaga tri zsxaypEvr) hceaxoig köt' ayoQctv y.al ösiöiiEVOV iv tta TtcfoctyQ^m %i\.ii]V ovz(og aixuXXca-xeg&cu. 18] Xen. Cyr. 8, 5, 6. &67ieq Sh ot %tgl xantzt\8na %eqÜ-TtovxEg yutgav zlyfiv xijv izgo6>\y.ovGuv ExcHTrot, out« «et ot onlocpoQoi-avza iv zij azgaxoitEdsvGu 'fpgav rs dyov x\\v rjy bitXiGEi Exaöt-jj STtivriSdav zxX. 19) Xen. comm. 3, 8, 10. vaoig ys f«]i< v.ca ßmpoig %toQ«v h'fpt] slvcfi TtQSiiaÖE6xäxi}v r,ztg spqvi-> Kvgv,f oXlyi\ xeXi&ei.

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