LIVING PLANET REPORT 2020

LIVING PLANET REPORT 2020

KURZFASSUNG

KURZFASSUNG | 1

Die vorliegende Kurzfassung des Living Planet Reports 2020 zeigt einen Ausschnitt der Analysen und Erkenntnisse des Berichts, der vollst?ndig nur in englischer Sprachfassung vorliegt und unter wwf.de/lpr erh?ltlich ist.

Alle Ausgaben des aktuellen Berichts finden Sie ?berdies kostenfrei in der App ,,WWF Wissen".

IMPRESSUM Herausgeber (der vorliegenden deutschsprachigen Kurzfassung) WWF Deutschland Stand September 2020 V.i.S.d.P. Marco Vollmar, Leiter Kommunikation und Mitglied der Gesch?ftsleitung des WWF Deutschland Redaktion u. Koordination G?nter Mitlacher, Thomas K?berich (alle WWF Deutschland) Gestaltung Thomas Schlembach (WWF Deutschland) Produktion Maro Ballach (WWF Deutschland) Druckerei DBM Druckhaus Berlin-Mitte GmbH Papier Gedruckt auf 100% Recyclingpapier Bildnachweise ? Cover: Jonathan Caramanus/Green Renaissance/WWF UK, 15: Day's Edge Productions/WWF US, 22: Vincent Kneefel/WWF Jede vollst?ndige oder teilweise Reproduktion dieser Ver?ffentlichung muss deren Titel nennen und den vorstehenden Herausgeber als Inhaber der Urheberrechte angeben. Empfohlene Zitierweise der englischen Ausgabe: WWF. 2020. Living Planet Report ? 2020: Bending the curve of biodiversity loss. Almond, R.E.A., Grooten, M. and Petersen, T. (Eds). WWF, Gland, Switzerland Living Planet Report? und Living Planet Index? sind eingetragene Warenzeichen des WWF International.

LIEBE LESERINNEN UND LESER,

W?lder brennen, Feuchtgebiete trocknen aus, Eismassen schmelzen und der Meeresspiegel steigt. Wir kennen diese Bilder und empfinden instinktiv: Da l?uft was falsch. Das darf nicht sein. Doch unsere Eindr?cke und die wiederkehrenden Bilder aus den Medien decken sich mit dem, was die Wissenschaft konstatiert. Auch die 13. Ausgabe des WWF Living Planet Reports belegt dies: Der Verlust setzt sich fort. Alles expandiert, nur die Vielfalt wird weniger.

Der globale Living Planet Index 2020 zeigt einen durchschnittlichen R?ckgang der ?berwachten Populationen von S?ugetieren, V?geln, Amphibien, Reptilien und Fischen um 68% zwischen 1970 und 2016. Der Schwund macht auch vor Insekten nicht halt. Nach aktuellen Befunden gingen in unseren Breiten die Best?nde von 17 Gr?nlandschmetterlingsarten im Durchschnitt um 39% zur?ck.0 Die Gr?nde daf?r liefert die Wissenschaft gleich mit: Der R?ckgang des Schmetterlingsindex sei weitgehend Resultat intensiver Landwirtschaft in Nordwesteuropa und der Umbruch von Gr?nland. Zur Einordnung dieser Nachricht: Insekten ?bernehmen in den Land?kosystemen eine zentrale Rolle: Sie best?uben Pflanzen, regulieren Sch?dlinge, verarbeiten N?hrstoffe im Boden und versorgen andere Tiere mit Nahrung.

Doch es gibt auch Lichtblicke und Hoffnungstr?ger. Auf die Frage der Forschung, ob sich der Niedergang von Biodiversit?t aufhalten l?sst, findet die ,,Bending-the-Curve-Initiative" (mehr dazu auf Seite 20) eine zuversichtlich stimmende Antwort: Ja, das geht!

Zusammen mit dem Schutz von Schutzgebieten lie?e sich der Verlust terrestrischer Biodiversit?t stoppen, ja sogar r?ckg?ngig machen ? vorausgesetzt, wir ver?ndern die Art und Weise unserer Landnutzung und unser damit verbun denes Ern?hrungssystem.

K?nnen die Regierenden daf?r die Weichen stellen? Bis vor Kurzem schien es unvorstellbar, dass gelingen k?nnte, innerhalb k?rzester Zeit gewaltige Summen zur Bek?mpfung der COVID19-Pandemie zu mobilisieren. Dass dies m?glich ist, haben die Menschen in einem einmaligen Kraftakt bewiesen, auch wenn in dem ein oder anderen Konjunkturpaket der Nachhaltigkeits gedanke durchaus st?rker h?tte ausgepr?gt werden k?nnen.

Wir wollen, dass die Vielfalt des Lebens erhalten bleibt und damit auch die Gesundheit der Menschen besser gesch?tzt werden kann. Lassen Sie uns gemeinsam die Weichen daf?r stellen.

Eberhard Brandes Christoph Heinrich

Gesch?ftsf?hrender Vorstand

Vorstand Naturschutz

DIE NATUR SENDET SOS

Biologische Vielfalt ist f?r das menschliche Leben fundamental. So unstrittig diese Einsicht ist, so eindeutig ist der Befund des Wissenschaftsrates f?r Biodiversit?t, dass wir die Natur mit einer in der Geschichte beispiellosen Geschwindigkeit umwandeln und zerst?ren.1

Seit Beginn der industriellen Revolution wurden W?lder, Feuchtgebiete, Moore, Fl?sse, Seen und andere ?kosysteme vernichtet oder auf eine Weise ver?ndert, dass die Folgen den Wohlstand vieler Menschen gef?hrden. Mehr als 85% der Feuchtgebiete sind verschwunden. 75% der eisfreien Landoberfl?che der Erde tragen mehr oder minder die Handschrift menschlicher Eingriffe.

Die menschlichen Eingriffe sind gravierend: Unber?hrte Lebensr?ume wurden in Fl?chen f?r die Landwirtschaft, in Siedlungen und Verkehrswege verwandelt. Rasant schwinden die Fl?chen, auf denen Tropenw?lder stehen. Zwar nehmen sie nur 7% der Land fl?che ein, aber beheimaten 50% der biologischen Vielfalt auf Erden. Und in den Meeren? Dort gilt ein Gro?teil als ?berfischt. Immens sind schon jetzt die Folgen der Erderhitzung, die in den kommenden Jahrzehnten noch ihre volle Wucht entfalten wird.

Es geht nicht mehr nur um die Beseitigung eines Umweltproblems. Es geht um die Zukunft unserer Gesellschaften, um die globale Wirtschaft und um die Vermeidung von Kriegen. Die Arten- und ?kosystemvielfalt ist Voraussetzung f?r die Nahrungsmittelproduktion und zur Regulierung unseres Klimas, f?r die Wasserqualit?t, die Wasserversorgung und den Hochwasserschutz, f?r die Best?ubung von Pflanzen und die Gewinnung von Medikamenten. Wir brauchen die Natur zur Inspiration, zum Lernen und f?r Innovationen. Sie dient unserer Lebensqualit?t und kulturellen Entwicklung. Eine intakte Natur ist von existenzieller Bedeutung f?r uns alle.

Indexwert (1970 = 1)

Was der Living Planet Index zeigt

Der Living Planet Index (LPI) ist einer der Gradmesser f?r den ?kologischen Zustand der Erde: Inzwischen umfasst er 20.811 Wirbeltierbest?nde aus aller Welt ? S?ugetiere, V?gel, Fische, Reptilien, Amphibien. Ber?cksichtigt sind aktuell fast 400 neue Arten und 4.870 neue Populationen. Durch Hinzuf?gen dieser neuen Daten von gef?hrdeten und nicht gef?hrdeten Arten werden alle j?hrlichen LPI-Werte aktualisiert. Der Index zeigt die durchschnittliche prozentuale Ver?nderung der Bestandsgr??e aller erfassten Populationen seit 1970. Die Populationsgr??e etwa der H?lfte der Arten im LPI geht zur?ck. Die Best?nde der anderen H?lfte sind stabil oder wachsen.

Die Entwicklung zeigt: Die erfassten Wirbeltierbest?nde schwinden seit nunmehr 46 Jahren kontinuierlich, seit 1970 um 68%. Dass die Kurve in den vergangenen f?nf Jahren etwas abflacht, erkl?rt sich allein dadurch, dass auch Daten neuer Arten hinzugekommen sind, deren Best?nde nicht gef?hrdet sind.

Abbildung 1: Der globale Living Planet Index: 1970 bis 2016.

Der globale Living Planet Index 2020 zeigt zwischen 1970 und 2016 einen durchschnittlichen R?ckgang der erfassten Best?nde von S?ugetieren, V?geln, Amphibien, Reptilien und Fischen um 68%. Die wei?e Linie zeigt die Indexwerte. Die schattierten Bereiche geben das 95-Prozent-Konfidenzintervall an: 95% der Populationsgr??en liegen in diesem Bereich (Bereich: 73% bis 62%). Quelle: WWF/ZSL (2020) 2

Legende 2

Globaler Living Planet Index

Konfidenzintervall

1

- 68%

0

1970

1980

1990

2000

2010

2016

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Der Living Planet Index f?r Gew?sser und Feuchtgebiete

Die Artenvielfalt in Gew?ssern und Feuchtgebieten schwindet offenkundig noch schneller als in W?ldern und Ozeanen. Aufgrund der verf?gbaren Daten ist bekannt, dass wir seit 1700 weltweit fast 90% der Feuchtgebiete verloren haben. An Millionen Flusskilometern haben Menschen Hand angelegt. Das zeigt die Auswertung globaler Flusskartierungen. An diesen Eingriffen hat die Artenvielfalt der Gew?sser enormen Schaden genommen.

Abbildung 2. Der Living Planet Index der Gew?sser und Feuchtge

biete zeigt f?r den Zeitraum zwischen 1970 und 2016 einen R?ckgang von

durchschnittlich 84%. Die wei?e Linie zeigt die Indexwerte, und die schattierten Bereiche repr?sentieren das

95-Prozent-Konfidenzintervall: 95% der Populationsgr??en liegen zwischen 89%

bis 77%. Quelle: WWF/ZSL (2020)5

Der Living Planet Index f?r Gew?sser und Feuchtgebiete ? mit 3.741 beobachteten Best?nden von 944 Arten von S?ugetieren, V?geln, Amphibien, Reptilien und Fischen ? ist um durchschnittlich 84% gesunken, was einem j?hrlichen R?ckgang von 4% seit 1970 entspricht. Die meisten R?ckg?nge sind bei S??wasseramphibien, Reptilien und Fischen zu beobachten ? und zwar in allen Regionen der Erde und insbesondere in Lateinamerika und der Karibik.

Die Artenvielfalt wird durch ?berm??ige Wasserentnahme und -verschmutzung, die Umgestaltung des Flusslaufs, einwandernde, gebietsfremde Arten3 und das Ausbaggern der Fl?sse4 massiv verringert.

2

Der Schwund der kleinen Wesen

Insekten dominieren das Tierreich aufgrund ihrer schieren Artenzahl. Neueste Sch?tzungen gehen von bis zu 5,5 Millionen Insektenarten aus. Die meisten davon sind in den Tropen zu Hause.6 In allen Land?kosystemen spielen sie eine besondere Rolle: Sie best?uben Pflanzen, regulieren Sch?dlinge, bearbeiten B?den und versorgen andere Tiere mit Nahrung.

Nun zeigen Beobachtungen und Langzeitstudien in Westeuropa und Nordamerika einen erstaunlich schnellen und kontinuierlichen R?ckgang der Insektenzahlen und ihrer Biomasse. Halten die menschenverursachten St?rungen und ver?nderten Landnutzungen an, sind die Insekten auch in anderen Erdteilen bedroht.

Abbildung 3: Sch?tzungen zur langfristigen Ver?nderung der Anzahl terrestrischer Insekten (Bev?lkerungsdichte oder Biomasse) aus 103 von Van Klink et al. ?berpr?ften Studien (2020).7 Drei Viertel der Studien (77/103) stammen aus Europa und Nordamerika, sehr wenige aus Afrika (1), Asien (5, ohne Russland und den Nahen Osten) oder S?damerika (3).

Indexwert (1970 = 1)

1

Legende

- 84%

0

Living Planet Index f?r Gew?sser und Feuchtgebiete

1970

1980

1990

2000

2010

2016

Konfidenzintervall

Legende Trendentwicklung Abnahme

Zunahme

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LEBENSSTILE IM 21. JAHRHUNDERT

In den letzten 50 Jahren hat sich die Erde durch Welthandel, Konsum, Bev?lkerungswachstum und Urbanisierung massiv ver?ndert. Das alles hat negative Folgen f?r die Natur, die Artenvielfalt und die Funktionsf?higkeit der ?kosysteme der Erde.

Jahr f?r Jahr ?berzieht die Menschheit ihr biologisches Konto

Der ?kologische Fu?abdruck ? was ist das eigentlich?

Menschliches Wirtschaften braucht Fl?che. Der ?kologische Fu?abdruck

ist die Summe all dieser Fl?chen, unabh?ngig davon, wo sie sich befinden.

Seit 1970 ?bersteigt unser ?kologischer Fu?abdruck die Regenerationsf?higkeit der Erde. Dies zerst?rt unseren Planeten und raubt der Menschheit Zukunftschancen.

Angebot und Nachfrage nat?rlicher Ressourcen sind auf der Erde ungleich verteilt. Der Ort ihres Verbrauchs ist in der Regel nicht identisch mit dem Gebiet oder Land, in dem die Ressourcen gewonnen werden. Ein unterschiedlich gro?er ?kologischer Fu?abdruck verweist auf verschiedene Lebensstile und Konsummuster, der verbrauchten nat?rlichen Ressourcen und das Kohlendioxid, das zur Bereitstellung von G?tern und Dienstleistungen freigesetzt wird. Der l?nderbezogene ?kologische Fu?abdruck pro Person illustriert auch, wie stark die Schere zwischen den L?ndern des Nordens und des globalen S?dens im Ressourcenverbrauch auseinandergeht.10, 11, 12

Durchschnittlicher %-Satz der Schl?sselgebiete f?r Biodiversit?t unter Schutz

BIP pro Person x 1.000 US$

Anzahl der Menschen (Milliarden)

A. Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Person

50

40

30

20

10

0

1970

1980

1990

2000

2010 2017

Millionen Tonnen pro Jahr

B. Erzeugung von Biomasse

30

25

20

15

10

5

0

1970

1980

1990

2000

2010 2017

C. Schl?sselgebiete der biologischen Vielfalt

80

70

60

50

40

30

20

10

0

1970

1980

1990

2000

2010 2018

D. Gesamtbev?lkerung

8

7

6

5

4

3

2

1

0

1970

1980

1990

2000

2010 2017

%-Satz der Stadtbev?lkerung eines Landes

E. Stadtbev?lkerung

8

7

6

5

4

3

2

1

0

1970

1980

1990

2000

2010 2017

Gestorbene Kinder pro 1.000 Lebendgeburten

F. Kindersterblichkeitsrate

250

200

150

100

50

0

1970

1980

1990

2000

2010 2017

Legende

Industriel?nder Entwicklungsl?nder Am wenigsten entwickelte L?nder Welt

Abbildung 4: In ihrer Entwicklung haben die L?nder der Erde seit 1970 verschiedene Richtungen genommen Den geringsten Anstieg des BIP verzeichnen derzeit am wenigsten entwickelte L?nder (A). Dem wachsenden Konsum in den mehr entwickelten L?ndern steht die wachsende Entnahme von Biomasse aus der Natur gegen?ber, die gr??tenteils von Entwicklungsl?ndern bereitgestellt wird (B). Die meisten Schl?sselgebiete der biologischen Vielfalt sind in den entwickelten L?ndern unter Schutz gestellt (C). Am schnellsten ist die Gesamtbev?lkerung in den Entwicklungsl?ndern gewachsen (D). W?hrend die st?dtische Bev?lkerung in den entwickelten L?ndern am zahlreichsten ist, nimmt sie am schnellsten in den am wenigsten entwickelten L?ndern zu (E). Die Kindersterblichkeit ist weltweit stark zur?ckgegangen, auch wenn sie die am wenigsten entwickelten L?nder weiterhin vor Herausforderungen stellt (F). Quellen: modifiziert aus World Bank (2018)8, IPBES (2019).9

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Legende

> 5 gha/Person 3,5?5 gha/Person 2?3,5 gha/Person 1,6?2 gha/Person < 1,6 gha/Person Unzureichende Daten

Abbildung 5: Weltkarte des ?kologischen Fu?abdrucks des Konsums pro Person im Jahr 2016 Der ?kologische Fu?abdruck pro Person h?ngt sowohl von der Gesamtbev?lkerung als auch von der Verbrauchsmenge eines Landes ab. Der Verbrauch eines Landes umfasst den heimischen ?kologischen Fu?abdruck zuz?glich seiner Importe aus anderen L?ndern abz?glich Exporte. Aus Global Footprint Network (2020).13

KURZFASSUNG | 9

Unsere Meere werden immer st?rker belastet

Von den seichten K?stengew?ssern bis in die Tiefsee ? unsere Ozeane werden von eine Vielzahl menschlicher Einfl?sse belastet, unter anderem durch ?berfischung, Umweltverschmutzung und zerst?rerische K?stenentwicklung. Die fortschreitende Erderhitzung mit ihren negativen Effekten auch auf marine ?kosysteme tut ihr ?briges und bereitet den Ozeanen zus?tzlichen Stress.

Anthropogene Verursacher f?r Ver?nderungen in marinen ?kosystemen, potenziell negative Auswirkungen und Beispiele f?r ?kologische Folgen. Bei der Einsch?tzung von Auswirkungen des Tiefseebergbaus handelt es sich um Projektionen, da diese noch nicht in gro?em Ma?stab betrieben werden. Zu beachten ist, dass die Auswirkungen einzelner menschlicher Aktivit?ten/ Eingriffe von sehr lokal bis global variieren k?nnen. Nach IPBES (2019)14 und dortigen Referenzen.

URSACHE DER VER?NDERUNG Fischerei

Klimawandel

Verschmutzung vom Land Meeresverschmutzung K?stenentwicklung

Invasive gebietsfremde Arten

Offshore-Infrastruktur

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Schifffahrt

Marikultur

(Aquakultur von Meeresorganismen)

Tiefseebergbau

POTENZIELL NEGATIVE AUSWIRKUNGEN

?bernutzung; ungewollter Beifang von Nicht-Zielarten; Zerst?rung des Lebensraums am Meeresboden durch Schleppnetzfischerei; illegale, undokumentierte und unregulierte Fischerei (IUU-Fischerei); Fang von Organismen f?r den Aquarienhandel

BEISPIELE F?R ?KOLOGISCHE FOLGEN

Abnahme der Fischbest?nde; Umstrukturierung des ?kosystems und trophische Kaskaden; Abnahme der K?rpergr??e bei genutzten Fischen; lokales und kommerzielles Aussterben von Arten; ,,Geisternetzfischerei" aufgrund verlorener oder im Meer zur?ckgelassener Fangger?te

Erw?rmung des Wassers; Versauerung der Ozeane; Zunahme von Sauerstoff-Minimum-Zonen im Meer; h?ufigere Extremwetterereignisse; Ver?nderungen von Meeresstr?mungen

N?hrstoffeintr?ge; Eintr?ge von Schwermetallen, Mikroplastik und MakroKunststoffen

Absterben von Riffen durch Korallenbleiche; Abwanderung von Arten aus erw?rmten Gew?ssern; Ver?nderungen von ?kologischen Wechselwirkungen und Stoffwechselprozessen; ver?nderte Wechselwirkungen mit menschlichen Aktivit?ten (z. B. Fischerei, Schiffskollisionen), wenn Organismen ihre Aufenthaltsgebiete ?ndern; ver?nderte Ozeanzirkulation und Produktivit?t; Ver?nderungen beim Auftreten von Krankheiten und der zeitlichen Abfolge biologischer Prozesse.

Algenbl?ten und Fischsterben; Anreicherung von Giftstoffen in der Nahrungskette; Verzehr von und Verfangen in Plastikm?ll und anderen Abf?llen

Abfallentsorgung; Kraftstofflecks bei Schiffen; ?lverschmutzung durch Offshore-Plattformen; Unterwasserl?rm

Toxische Effekte auf die Physiologie mariner Organismen; Unterwasserl?rm mit Auswirkungen auf das Verhalten von Meerestieren

Zerst?rung von Lebensr?umen; erh?hter Druck auf die lokalen K?sten; zunehmende Umweltverschmutzung und M?llansammlung

R?ckgang von K?stenlebensr?umen, z. B. f?r Mangroven oder Seegraswiesen, schm?lert die F?higkeit von Lebensr?umen und Organismen, sich zu ver?ndern und zu migrieren, um sich an den Klimawandel anzupassen

Invasive Arten versehentlich (z. B. durch Ballastwasser) oder absichtlich eingef?hrt; mehr klimabedingte Invasionen wahrscheinlich

Invasive Arten k?nnen einheimische Arten verdr?ngen, ?kosysteme besch?digen und lokales oder globales Artensterben verursachen

Physische St?rung des Meeresbodens; Schaffung k?nstlicher Lebensraum- Zerst?rung lokaler Lebensr?ume am Meeresboden; Bereitstellung von

strukturen

Strukturen f?r Organismen zur Besiedlung und Aggregation

Schiffskollisionen; Verschmutzung durch Verklappung

Schiffskollisionen potenziell mit Auswirkungen auf die Populationsgr??e gef?hrdeter Meeress?ugetiere; Meeresverschmutzung mit physiologischen und physikalischen Auswirkungen

Aquakulturanlagen als k?nstliche Strukturen im Meer; Verschmutzung

Potenzial f?r N?hrstoffansammlungen und Algenbl?ten, Krankheiten, Antibiotikaeinsatz, Freisetzung eigentlich gefangengehaltener Organismen mit Folgen f?r das lokale ?kosystem; indirekte Auswirkungen der Fangfischerei zur Beschaffung von Fischmehl als Futtermittel f?r Marikultur-Arten

Zerst?rung des Meeresbodens, Sediment-Fahnen in der Wassers?ule, die sich letztlich auf dem Meeresboden ablagern; potenzielle Leckagen und Chemieunf?lle; Unterwasserl?rmbelastung

Zerst?rung von physischen Strukturen (z. B. von Kaltwasserkorallen) und der obersten Meeresbodensedimentschichten; Erdr?cken/Erstickung von Organismen durch Ablagerung der Sediment-Fahnen

KURZFASSUNG | 11

Stimmen aus aller Welt f?r einen ,,Living Planet"

Prof. Dr. Maja G?pel (Deutschland) Generalsekret?rin des Wissenschaftlichen Beirates der Bundesregierung Globale Umweltver?nderungen (WBGU), Wissenschaftliche Direktorin The New Institute (ab 1.11.2020)

Die weltweiten Krisen in Umwelt und Gesellschaft sind kein Zufall. Sie offenbaren, wie wir mit uns und dem Planeten umgehen, auf dem wir leben. Wenn wir diese Krisen meistern wollen, m?ssen wir uns die Regeln bewusst machen, nach denen wir unser Wirtschaftssystem aufgebaut haben. Erst wenn wir sie erkennen, k?nnen wir sie auch ver?ndern ? und unsere Freiheit zur?ckgewinnen.

Sara Constantino (Kolumbien) Umweltaktivistin und Social-Media-Influencerin; arbeitet mit indigenen Gemeinschaften

Von den Gemeinschaften, die jeden Tag die Koexistenz von Mensch und Natur leben, k?nnen wir viel lernen. Wir k?nnen lernen, wie man eine wechselseitige Beziehung zur Umwelt pflegt, die f?r uns sorgt.

Kanyinke Sena (Kenia) Direktor des Koordinierungsausschusses indigener V?lker Afrikas, einem Netzwerk von 135 Organisationen indigener V?lker in 22 afrikanischen L?ndern

Die Anerkennung der Landrechte indigener V?lker und damit von 80% der globalen Biodiversit?t sollte in den Mittelpunkt der gegenw?rtigen und zuk?nftigen globalen Herausforderungen gestellt werden.

12 | WWF LIVING PLANET REPORT 2020

Mathis Wackernagel (Kanada) Pr?sident und Mitbegr?nder des Global Footprint Network (GFN)

COVID-19 lehrt uns, dass wir uns biologisch gleichen. Daher sind unsere Schicksale miteinander verflochten. Man sch?tzt andere, indem man sich selbst sch?tzt. Gleiches gilt f?r Klima und Nachhaltigkeit.

Nana Afadzinu (Ghana) Exekutiv-Direktorin des West Africa Civil Society Institute (WACSI); arbeitet seit 23 Jahren im zivilgesellschaftlichen Sektor

Zivilgesellschaftliche Organisationen haben viele positive Ver?nderungen hin zu einer gerechten Gesellschaft in Westafrika vorangetrieben. Investitionen in starke B?rgerbewegungen m?ssen jetzt an vorderster Stelle stehen, um eine nachhaltige und resiliente Zukunft aufzubauen.

Johan Rockstr?m (Direktor) und Lila Warszawski (Research Analyst); Potsdam Institut f?r Klimafolgenforschung (Europa)

Ohne nachhaltigen Umgang mit den globalen G?tern ? Ozeane, Luft bis hin zu gesunden W?ldern und biologischer Vielfalt ? werden planetare und allgemeine menschliche Gesundheit unerreichbare Ziele bleiben.

KURZFASSUNG | 13

Auswirkungen der Erderhitzung auf die biologische Vielfalt

NEGATIVE AUSWIRKUNGEN Umweltbedingungen passen nicht mehr zu den artspezifischen Anspr?chen Lebensraumqualit?t und -verf?gbarkeit nehmen ab

Verh?ltnis der Arten zueinander ver?ndert sich. sch?dlich, n?tzlich

Jahreszyklus der Arten wird gest?rt

Andere Bedrohungen verschlimmern sich

Einfl?sse durch die ERDERHITZUNG

lichkeit

Anpassung

FOLGEN F?R ARTEN

?nderungen in der Verbreitung und genetische Eigenscha en f?hren zu einer gr??eren Gefahr

des Aussterbens

sf?higkeit

Empfind

Empfind lichkeit

sf?higkeit Anpassung

POSITIVE AUSWIRKUNGEN Umweltbedingungen passen besser zu den artspezifischen Anspr?chen

Lebensraumqualit?t und -verf?gbarkeit nehmen zu

Verh?ltnis der Arten zueinander ver?ndert sich. n?tzlich, sch?dlich

Jahreszyklus der Arten wird beg?nstigt

Andere Bedrohungen verringern sich

Abbildung 6: Wildlebende Arten sind f?nf Einflussfaktoren der Erderhitzung ausgesetzt. Wie empfindlich und anpassungsf?hig sich eine Art erweist, h?ngt von den

jeweiligen biologischen Merkmalen ab sowie von ihrer Lebensweise. Zusammen nehmen diese Faktoren Einfluss auf den Grad der Bedrohung oder die

Wahrscheinlichkeit des Aussterbens der jeweiligen Art; Abbildung nach

Foden, W.B. et al. (2018)15

Noch vor 30 Jahren war von den Auswirkungen der Erderhitzung auf wild lebende Tier- und Pflanzenarten kaum die Rede, heute machen sie Schlagzeilen. Tats?chlich m?ssen bis zu einem F?nftel der wild lebenden Arten in diesem Jahrhundert allein wegen der steigenden Erdtemperaturen um ihr ?berleben bangen. Einige der h?chsten Verlustraten werden in den ,,Hotspots" der biologischen Vielfalt, in tropischen und subtropischen Regionen, bef?rchtet. Einzelne Arten sind von Ver?nderungen noch unbetroffen (z.B. die Tiefseefische), andere Arten (z.B. die in der Arktis und Tundra) sind der Erderhitzung schon intensiv ausgesetzt.

Verschiedene Einfl?sse spielen beim Klimawandel eine Rolle, auf die jede Art unterschiedlich reagiert.

14 | WWF LIVING PLANET REPORT 2020

Waldverlust und Erderhitzung ? ein Teufelskreis

Verkehrte Welt: W?hrend sich 55 au?ereurop?ische L?nder dazu verpflichtet haben, W?lder auf gro?er Fl?che mit Aufforstungsprogrammen wiederherzustellen16, werden W?lder im gro?en Ma?stab weiter vernichtet. Ein Drittel des Waldes haben wir schon verloren, und jedes Jahr schwinden weitere etwa 11 Millionen Hektar. Kein Wunder, dass sich auch die Tierbest?nde der W?lder seit 1970 im Durchschnitt halbiert haben.17 Das hat weitreichende Folgen ? f?r die Menschen, denen der Wald Heimat ist, und f?r die gesamte Menschheit. Denn mehr als 11% der gesamten menschengemachten Kohlenstoffemissionen stammen aus Waldzerst?rung und Feuern. Es brennt zudem immer l?nger. Die Trockenheit hat sich im Amazonasgebiet in den letzten 35 Jahren um etwa sechs Wochen verl?ngert.18 Mit seiner fortgesetzten Zerst?rung verwandelt sich der Amazonaswald vom Kohlenstoffspeicher zur Kohlenstoffquelle. Wissenschaftler sehen den Kipppunkt hin zur Selbstaustrocknung erreicht, wenn etwa 25% dieses Regenwaldes vernichtet sind. Geht die Entwaldung im jetzigen Tempo im Gleichschritt mit der Erderhitzung weiter, dann ist dieser Kipppunkt in etwa 15?30 Jahren erreicht. Anstelle des Amazonasregenwaldes w?rde sich dann eine Savanne ausbreiten. Die Auswirkungen auf das globale Klima und die Artenvielfalt w?ren verheerend. Ein Teufelskreis! Fazit: W?lder sind unser gr??ter nat?rlicher Verb?ndeter im Kampf gegen die Erderhitzung. Wenn wir den R?ckgang der biologischen Vielfalt umkehren und die Klimakrise verhindern wollen, m?ssen wir die W?lder und die dort lebenden Arten sch?tzen!

KURZFASSUNG | 15

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